DIN 406-11 Bei-1 2000-12
Dezember 2000Technische ZeichnungenMaßeintragungTeil 11: Grundlagen der AnwendungAusgang der Bearbeitung an RohteilenBeiblatt 1zuDIN 406-11ICS 01.100.01Technical drawings – Dimensioning – Part 11: Rules for the application – Initial treatmentof blanksDessins techniques – Cotation –Partie 11: Règles pour l application – Traitementinitial des ébauchesDieses Beiblatt enthält Informationen zu DIN 406-11,jedoch keine zusätzlich genormten Festlegungen.VorwortDieses Beiblatt wurde vom Arbeitsausschuss 5 “Technisches Zeichnen“ des NATG – Fachbereich TechnischeProduktdokumentation – erstellt.1 AnwendungsbereichDieses Beiblatt enthält ergänzende Angaben und Beispiele zu DIN 406-11:1992, 5.5. Es werden Zeichnungs-angaben für den Ausgang der Bearbeitung an Rohteilen (kurz “Bezug roh“) festgelegt und an Beispielen erläutert.Die Angabe “Bezug roh“ soll sicherstellen, dass bei der spanenden Bearbeitung– Wanddicken nicht unterschritten werden,– unbearbeitete Geometrieelemente mit anderen bearbeiteten Geometrieelementen übereinstimmen und– Freiräume für Einbauteile belassen werden.2 Zeichnungsangaben2.1 Art der AngabenBearbeitete Formelemente, besonders die Bezugselemente des Fertigteiles, werden zur Rohkontur durch– Bezugsangaben (roh) mit Bezugsmaß (siehe 2.3.1) oder– Bezugsangaben (roh) mit entsprechenden Form- und Lagetoleranzen (siehe 2.3.2)festgelegt.2.2 Kennzeichnung des Lagebezuges von ElementenBezüge und Bezugssysteme werden nach DIN ISO 5459 angegeben. Die Bezugselemente werden mit Bezugs-dreiecken und Bezugsbuchstaben gekennzeichnet. Für Bezugsangaben roh werden die Buchstaben R, S, T usw.bevorzugt angewandt, um eine Unterscheidung zu anderen Bezügen sicherzustellen. Die Erklärung der Bezugs-elemente bzw. Bezugssysteme erfolgt neben der Darstellung des Teiles und in der Nähe des Schriftfeldes.Zusätzlich ist das Symbol “ohne materialabtrennende Bearbeitung“ nach DIN ISO 1302 (für “Bezug roh“) vor demRahmen des ersten Bezugsbuchstaben angegeben (siehe Bilder 1, 2 und 3).Fortsetzung Seite 2 bis 8Normenausschuss Technische Grundlagen (NATG) – Technische Produktdokumentation –im DIN Deutsches Institut für Normung e.V.⋅Seite 2DIN 406-11 Bbl 1:2000-122.2.1 Einzelne BezugselementeBezugselemente, die kein Bezugssystem mit gemeinsamem Nullpunkt bilden, werden ohne Rangfolge festgelegt.Sie werden in getrennten Bezugsrahmen angegeben (siehe Bild 1).Bild 1 — Angabe einzelner Bezugselemente2.2.2 BezugssystemeDie Rangfolge der Elemente (primärer, sekundärer, tertiärer Bezug) ist festzulegen (Bilder 2 und 3).ANMERKUNG Ein Bezugssystem dient zur Bestimmung des Werkstück-Nullpunktes und des Koordinatensystems von Werk-stücken.Bild 2 — Beispiel Rangfolge der Bezugssysteme Bild 3 — Beispiel Rangfolge der Bezugssysteme2.3 Eintragung von Bezugsangaben (roh)2.3.1 Bezugsangaben (roh) mit BezugsmaßEin Bezugsmaß wird nach DIN 406-10 und DIN 406-11 angegeben. Mit dem Ursprungssymbol am Bezugsmaß wirdder Ausgang einer Bearbeitung oder einer Messung festgelegt. Das Ursprungssymbol liegt auf der Maßhilfslinie, dieam rohen Bezugselement anliegt (siehe Bild 4), oder auf der Kontur des Bezugselementes (siehe Bild 5).Bild 4 — Bezugsmaß roh (Ausgangsmaß) für spanende BearbeitungBild 5 — Bezugsmaß für spanende Bearbeitung, ausgehend von der rohen InnenwandSeite 3DIN 406-11 Bbl 1:2000-12Zur Kennzeichnung des “Bezuges roh“ können Bezugsrahmen mit Bezugsbuchstaben nach DIN ISO 5459verwendet werden. Der Bezugsbuchstabe wird am Bezugsdreieck des Bezugselementes und am Ursprungssymboldes Bezugsmaßes angegeben (siehe Bilder 6, 7 und 8). Die Bezugsbuchstaben werden nach 2.2.1 oder 2.2.2 in derNähe des Schriftfeldes wiederholt.Bild 6 — Mitte der Rippe ist Bezug roh für die BearbeitungBild 7 — Mitte der Öffnung 80 ist der Bezug roh für die Bearbeitung einer FlächeBild 8 — Das Bezugselement R, gebildet aus 3 Bezugsstellen R1, R2 und R3 ist Bezug roh “R“für die BearbeitungSeite 4DIN 406-11 Bbl 1:2000-122.3.2 Bezugsangaben (roh) mit Form- und LagetoleranzenAnstelle von Bezugsmaßen nach 2.3.1 dürfen Form- und Lagetoleranzen nach DIN ISO 1101 für den Bezugzwischen den Ausgangsgeometrieelementen (roh) und den materialabtrennend bearbeiteten Geometrieelementeneingetragen werden (siehe Bild 9).Bild 9 — Mitte der Öffnung 80 ist Bezug roh “R“ für die über das Maß 75 mit Positionstolerierungbeschriebene Fläche2.4 Toleranzen2.4.1 Toleranzen für BezugsmaßeFür Bezugsmaße (siehe Bilder 4 bis 8) ohne Toleranzangabe gelten die in der jeweiligen Zeichnung festgelegtenAllgemeintoleranzen nach DIN ISO 2768-1. Wenn andere Anforderungen gestellt werden, müssen Maßtoleranzeneingetragen werden.2.4.2 Form- und LagetoleranzenFür materialabtrennend bearbeitete Geometrieelemente gelten die in der jeweiligen Zeichnung festgelegtenAllgemeintoleranzen nach DIN ISO 2768-2 in Bezug auf das festgelegte Bezugselement roh. Wenn andereAnforderungen gestellt werden, müssen Form- und Lagetoleranzen eingetragen werden.ANMERKUNG Für alle anderen Maße zwischen einem rohen und einem bearbeiteten Element gilt entsprechendDIN ISO 2768-1, Abschnitt 2, die Allgemeintoleranz des entsprechenden Rohteils.3 BeispieleDie folgenden Beispiele zeigen die Festlegung des Bezuges roh (siehe Bilder 10 bis 15). Die Beispiele sind nursoweit vollständig, wie zu ihrem Verständnis erforderlich.Seite 5DIN 406-11 Bbl 1:2000-12Bild 10 — HebelErklärung zur Festlegung des “Bezuges roh“ im Bild 10:Der Werkstück-Nullpunkt ergibt sich durch das Zusammenwirken der Bezugsebene R, der Bezugsmittelebene S-Tund der Achse (siehe Bild 11). Nur so ist sichergestellt, dass der Hebel im eingebauten Zustand bei Drehung um dieAchse e28H7 im Bereich der Außenkontur des Bezuges S nicht mit dem Gegenstück kollidiert.Bild 11Seite 6DIN 406-11 Bbl 1:2000-12Bild 12 — LagerbockErklärung zur Festlegung des “Bezuges roh“ im Bild 12:– Der Werkstück-Nullpunkt ergibt sich im Kreuzungspunkt der Bezugsebene R, der Mittelebene S und der Achse T.– Den primären Bezug R bilden die drei Bezugsstellen R1, R2 und R3.– Den sekundären Bezug bildet die Bezugsmittelebene S der rohen Nutseitenflächen.– Den tertiären Bezug bildet die Bezugsachse T des rohen Loches.– Die Bearbeitungsfolge ergibt sich aus den Forderungen der Lagetolerierungen, d. h., die rechte und linkeSeitenfläche der Seitenansicht und die schmale Nut der Hauptansicht müssen bearbeitet werden, damit dieBezüge A und C entstehen. Erst nach der Herstellung von Bezug A ist die Weiterbearbeitung zur Herstellung vonBezug B möglich.– Der Bezug B dient in diesem Beispiel als Maßursprungsangabe für die Bearbeitung der rechten Seitenfläche(Hauptansicht).– Am Fertigteil bleibt hier nur der Bezug roh “R“ erhalten, die Bezüge roh “S“ und “T“ werden bearbeitet.Seite 7DIN 406-11 Bbl 1:2000-12Bild 13Bild 14 — GegenlagerSeite 8DIN 406-11 Bbl 1:2000-12Erklärung zur Festlegung des “Bezuges roh“ im Bild 14:– Der Werkstück-Nullpunkt liegt im Kreuzungspunkt der Bezugsebenen R, S und T.– Den primären Bezug R bilden die drei Bezugsstellen R1, R2 und R3.– Den sekundären Bezug S bilden die beiden Bezugslinien S1 und S2.– Den tertiären Bezug T bildet der Bezugspunkt T1.– Die Ist-Lage der Achse der Zylinderbohrung (innerhalb der Toleranzzone zu RST) bildet den Bezug A für dieBearbeitung der Stirnfläche.– Am Fertigteil bleiben alle Bezüge roh “R“, “S“ und “T“ erhaltenBild 15LiteraturhinweiseDIN 406-10:1992, Technische Zeichnungen — Maßeintragung — Teil 10: Begriffe, allgemeine Grundlagen.DIN 406-11:1992, Technische Zeichnungen — Maßeintragung — Teil 11: Grundlagen der Anwendung.DIN 1101:1985, Technische Zeichnungen — Form- und Lagetolerierung — Form-, Richtungs-, Orts- und Lauf-toleranzen, Allgemeines, Definitionen, Symbole, Zeichnungseintragungen.DIN ISO 1302:1993, Technische Zeichnungen — Angabe der Oberflächenbeschaffenheit in Zeichnungen.DIN ISO 2768-1:1991, Allgemeintoleranzen — Teil 1: Toleranzen für Längen- und Winkelmaße ohne einzelneZeichnungseintragung.DIN ISO 2768-2:1991, Allgemeintoleranzen — Teil 2: Toleranzen für Form und Lage ohne einzelne Zeichnungs-eintragung.DIN ISO 5459:1982, Technische Zeichnungen — Bezüge und Bezugssysteme für geometrische Toleranzen.DIN ISO 8015:1986, Technische Zeichnungen — Tolerierungsgrundsatz.